Hinweis

Die Texte der Wanderausstellung wurden bis 2009 erarbeitet und seither nicht systematisch ergänzt. Hinsichtlich jüngerer Entwicklungen bezüglich der Homöopathie repräsentieren die Informationen daher nicht immer den aktuellsten Stand.

Homöopathie – was ist das?

Die Homöopathie (griech. homoios = ähnlich, pathos = Leiden) ist eine auf Erfahrung beruhende, eigenständige Therapiemethode. Der sächsische Arzt Samuel Hahnemann (1755 – 1843) entwickelte sie in den 1790er Jahren.

Krankheit ist nach Auffassung der Homöopathie in ihrem Wesen nicht erkennbar, sondern eine Störung, die den ganzen Menschen erfasst. Fieber, Schmerz etc. sind lediglich Symptome dieser Störung. Anders als in der konventionellen Medizin steht deshalb nicht eine bestimmte Krankheit im Mittelpunkt, sondern der gesamte Mensch. Ein Mensch gilt als gesund, wenn sein Organismus ihn befähigt, auf krankmachende Reize der Umwelt ausgleichend zu reagieren. Das Ziel der homöopathischen Behandlung besteht darin, dieses Gleichgewicht durch eine Arzneimitteltherapie wiederherzustellen. Die „Klassische Homöopathie“, wie Hahnemann sie begründet hat, beruht auf drei Grundprinzipien:

1. Dem Ähnlichkeitsprinzip („Simile-Regel“), nach dem eine Krankheit mit dem Mittel behandelt wird, das bei einem Gesunden ähnliche Krankheitserscheinungen hervorruft.

2. Der Arzneimittelprüfung an Gesunden zur Bestimmung der Symptome, die ein Mittel bei ihnen bewirken kann.

3. Der Erstellung des individuellen Krankheitsbildes durch eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte).

Die Anamnese – der Ausgangspunkt der Behandlung
Da es in der Homöopathie nicht „die Krankheit“, sondern immer nur „den kranken Menschen“ gibt, steht eine ausführliche Befragung, die Erstanamnese, am Beginn der Behandlung. Dabei interessiert vor allem, wie der Patient seine charakteristischen Beschwerden, deren Begleitumstände, bisherige Erkrankungen und seine Lebenssituation beschreibt. Eine körperliche Untersuchung kann das Gespräch ergänzen.

Das Gesamtbild der individuellen Symptome ist die Grundlage für die Auswahl des passenden homöopathischen Mittels. Repertorien (Listen von Symptomen, denen bestimmte Mittel zugeordnet sind) und umfangreiche Arzneimittellehren (ausführliche Beschreibung der Prüfungssymptome einzelner Mittel) helfen bei der Wahl der passenden Arznei.

Die Reaktionen des Patienten auf das Mittel geben Aufschluss über den Heilungsverlauf und bestimmen die Fortsetzung der Therapie.

Das Simile-Prinzip
Die wichtigste Grundlage der homöopathischen Therapie ist die „Simile-Regel“. Das Ähnlichkeitsprinzip besagt, dass sich Krankheiten mit den Stoffen heilen lassen, die bei Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen, wie sie bei diesen Krankheiten auftreten.

Für die homöopathische Therapie heißt das, dass die in der Arzneimittelprüfung ermittelten charakteristischen Symptome eines Mittels mit den individuellen Symptomen des jeweiligen Kranken verglichen werden. Das Mittel, das im Vergleich am ähnlichsten ist, wird für die Behandlung ausgewählt.

Die Arzneimittelprüfung
Die Kenntnis der Symptome, die der Wirkstoff eines Arzneimittels bei Gesunden auslöst, also die Arzneikrankheit, ist neben der Anamnese die Voraussetzung für die Anwendung des Simile-Prinzips.

Jedes geprüfte Mittel wird durch das „Arzneimittelbild“ beschrieben, das sich aus den Ergebnissen von Arzneimittelprüfungen und dem Wissen um die typische Wirkung bei Kranken zusammensetzt.

Für die Arzneimittelprüfung wird eine Gruppe aus gesunden Versuchspersonen zusammengestellt. Sie erhalten über einen zuvor festgesetzten Zeitraum ein potenziertes homöopathisches Mittel, das nur dem Prüfungsleiter bekannt ist. Alle in diesem Zeitraum auftretenden Symptome werden täglich notiert. Dabei werden Angaben über Ort, Zeit und Art der Veränderungen des Befindens möglichst genau festgehalten.

Die Potenzierung
Eine Besonderheit der Homöopathie ist die Herstellung der Arzneimittel, die im amtlichen deutschen „Homöopathischen Arzneibuch“ (HAB) geregelt ist.

Zunächst werden die pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Rohstoffe in eine flüssige (Urtinktur) oder pulverisierte Form (Verreibung) gebracht. Anschließend werden die so gewonnenen Mittel durch Verschüttelung und Verreibung schrittweise vermengt: die Urtinkturen meist mit Ethanol, die Verreibungen mit Milchzucker. Diesen Prozess nennt man Potenzierung. Dabei müssen bestimmte Verdünnungsverhältnisse eingehalten werden: 1:10 = D-Potenz; 1:100 = C-Potenz; 1:50.000 = Q- oder LM-Potenz.

So wird zum Beispiel zur Herstellung einer D2-Potenz ein Teil der ersten D1-Potenz mit wiederum neun Teilen Ethanol vermengt. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die jeweils gewünschte Potenz erreicht ist. Es wird zwischen Tiefpotenzen (D1/C1 bis D12/C6), mittleren Potenzen (D12/C6 bis D30/C15) und Hochpotenzen (ab D30/C15) bis zu 1000er-Potenzen unterschieden.

Homöopathische Medikamente werden meist als Dilutionen (Tropfen), Globuli (Streukügelchen) oder Tabletten verordnet.